Lüfthildisgraben
Skizze des Grabenverlaufs (nach Magdalene Frank)
am Kottenforst
Lüfthildis
Lüfthildis wird im nahegelegenen Lüftelberg als rheinische Volksheilige verehrt. Der Legende nach lebte sie zur Zeit Karls des Großen (8./9. Jh.) und sei die Tochter des dortigen Burgherrn gewesen. Die frühesten Aufzeichnungen (von Caesarius von Heisterbach) über ihr Wirken stammen allerdings erst aus dem 12. Jh. Der Dichter Karl Simrock (1802-1876) erzählt in seiner Sammlung von „Rheinsagen“, dass Lüfthildis Karl dem Großen nach einem Jagdunfall mithilfe ihrer Spindel das Leben gerettet haben soll.
In harter, unruhiger Zeit versuchte sie, ein christliches Leben zu führen. Sie sorgte sich um die Armen und Kranken des Dorfes, ohne sich von der Kritik der Familie einschüchtern zu lassen. Man erzählt u.a. auch von ihr das bei der hl. Elisabeth bekannte Rosenwunder.
Die Graben-Legende
Mit der Inschrift „Gehet hin und bringt den Frieden“ erinnert der Bildstock daran, dass die heilige Lüfthildis einst einen Grenzstreit zwischen ihrem Vater und einem Nachbarn geschlichtet haben soll. Dabei markierte sie mit ihrer Spindel den Grenzverlauf, den dann beide Seiten anerkannten. Hinter ihr tat sich ein Graben auf, der bis heute als Lüfthildisgraben bezeichnet wird. Er markiert die Grenze zwischen den Gemarkungen Röttgen und Lüftelberg. In der Nähe des Bildstocks, auf der anderen Straßenseite, mündet der Graben in das nahegelegene Königsmaar.
Das Tafelbild
Ein Tafelbild aus dem Lüfthildis-Zyklus (17. Jh., unbekannter Maler) in der Lüftelberger Pfarrkirche St. Petrus zeigt die Szene der Grenzziehung mit der Spindel.
Lüfthildis und ihr Vater sind zwei Mal dargestellt. Im Hintergrund sitzen sie gemeinsam auf dem Pferd, im Vordergrund bestaunt der Vater den Graben, der sich unter Lüfthildis Spindel auftut.
Die Steinmetzarbeit
Der Bildstock wurde vom Steinbildhauer Martin Thiebes in Mayener Basaltlava ausgeführt und verweist mit der Inschrift „Gehet hin und bringt den Frieden“ auf Lüfthildis als Friedensstifterin.
Die weiblich anmutende Form des Bildstocks, die gleichzeitig ein Kreuz andeutet, zeigt, dass die Offenbarung Gottes durch Männer und Frauen wirksam wird. Das keltische Knotenmuster verweist symbolisch auf die Verbundenheit und die Verflechtungen der Zeiten und des Lebens. Am Fuß des Bildstocks ist die Spindel dargestellt, das Symbol für Lüfthildis' Wirken. In der Lüftelberger Pfarrkirche wird eine solche Spindel aufbewahrt, mit der jedes Jahr der sog. Spindelsegen über die Gläubigen gesprochen wird.
Dabei ist diese Spindel kein Zauberstab und der Segen keine Magie. Vielmehr folgt seine Verwendung der Einsicht, dass wir Menschen Symbole brauchen, um nicht greifbares sichtbar zu machen, so wie Eheringe oder Schlösser an Brücken die liebevolle Verbindung zweier Menschen sichtbar und im Fall des Eheringes auch spürbar machen.
Lüfthildisgraben
Skizze des Grabenverlaufs (nach Magdalene Frank)
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